Gesundheit und Wellness
Bier ist nicht Schuld am 'Bierbauch'
Neue tschechische Studie erschienen
Es gibt Legenden, die sind einfach nicht kaputt zu kriegen. Der "Bierbauch" ist zweifelsfrei eine solche - und noch dazu eine,
die sich sogar im Duden wiederfindet: "Bierbauch, umgangssprachlich für dicker Bauch". Doch diesmal führt die Duden-Redaktion
ausnahmsweise auf die falsche Fährte. Dicke Bäuche gibt es zwar zuhauf, doch diese Bäuche kommen eindeutig und nunmehr
wissenschaftlich erwiesen nicht vom Bier.
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Londoner University College*, bei der Tschechen im Alter zwischen 25 und 64
Jahren untersucht wurden. Die Wissenschaftler haben die Daten von 891 Männern und 1.098 Frauen genauer unter die Lupe genommen,
die entweder gar keinen Alkohol oder aber ausschließlich Bier tranken. Bei den Männern lag der durchschnittliche wöchentliche
Konsum bei 3,1 Litern, bei den Frauen waren es 0,3 Liter Bier.
Nun prüften die Mediziner das Taille/Hüft-Verhältnis (WHR) und den Body-Mass-Index (BMI) der Studienteilnehmer. Der BMI wird aus
Körpergewicht und Größe errechnet und gibt Aufschluss über den Körperfettanteil. Diesen Daten wurde der jeweilige Bierkonsum
gegenübergestellt.
Das Ergebnis ist für beide Geschlechter eindeutig: "Bei Männern stehen Bierkonsum und BMI in keinem Zusammenhang", so die
Forscher. Sprich: Männlicher Biergenuss hat nichts zu tun mit dem Leibesumfang. Bei den Frauen sind die Ergebnisse sogar noch
erstaunlicher. Denn Frauen, die moderat Bier trinken, sind im Durchschnitt sogar etwas dünner als ihre abstinent lebenden
Geschlechtsgenossinnen.
Den österreichischen Mediziner Prof. Dr. Manfred Walzl, der seit Jahren das Bier unter ernährungswissenschaftlichen Aspekten
untersucht, überraschen diese Ergebnisse nicht. "Bier hat nach Wasser und Tee die wenigsten Kalorien, daran liegt es also nicht.
Biertrinker sind aber natürlich sozial integrierter und kommunikativer als Abstinenzler, sie sind gesellige Menschen. Und wer gern ausgeht, hat ja auch manchmal Hunger. Davon kommen die Kalorien. Das Bier ist ganz und gar unschuldig - den ‚Bierbauch', den gibt's gar nicht."
Ein Blick auf die Kalorientabelle zeigt den Unterschied: Bier enthält mit 76 Kilokalorien (kcal) pro 200 ml weniger Kalorien als
Apfelsaft (96 kcal). Auch Milch ist kalorienreicher (136 kcal), und Rotwein sowieso: Im Rotwein stecken mit 148 kcal doppelt so
viele Kalorien wie im Bier. Vergleicht man flüssige mit fester Nahrung, wird die Sache noch deutlicher: Eine einfache Scheibe
Roggenbrot mit Butter und Mortadella bringt es mit 357 kcal auf mehr als das Vierfache eines Glases Bier.
Kalorien im Vergleich:
- Rotwein: 148 kcal / 200 ml
- Fruchtjoghurt: 164 kcal / 200 g
- Wurstbrot: 357 kcal (mit Butter und Mortadella)
- Apfelsaft: 96 kcal / 200 ml
- Milch: 136 kcal / 200 ml
- Bier: 78 kcal / 200 ml
Das Bier mit seiner geringen Kalorienzahl ist also nicht verantwortlich für gewisse Leibesfüllen. Da heißt es wohl tatsächlich
Abschied zu nehmen von einer guten alten Legende.